Kognitive Verhaltenstherapie und andere Psychotherapien

Tinnituspatienten leiden häufig an zusätzlichen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Unruhezuständen, Schlafstörungen, kognitiven Defiziten und anderes mehr. Daher kann in einigen Fällen ergänzend zur TRT eine zusätzliche begleitende psychotherapeutische Behandlung medizinisch geboten sein. Dabei darf der Tinnitus aber nicht generell vorab als Zeichen einer tieferliegenden psychischen Störung fehlgedeutet werden. Tinnitus kann nämlich auch völlig ohne psychische Ursachen entstehen, zum Beispiel als Nebenwirkung von Medikamenten, nach Schalltrauma, bei Hörsturz, beim Akustikusneurinom, beim Halswirbelsäulensyndrom, in der absoluten Stille einer schalltoten Kammer, usw..

Daher ist also in jedem einzelnen Falle erst zu klären, ob die psychischen Begleitsymptome Folgeerscheinungen des Tinnitus sind, oder gleichzeitig vorhandene unabhängige Begleiterkrankungen darstellen, oder ob es sich dabei tatsächlich um dem Tinnitus zugrunde liegende ursächliche Primärerkrankungen handelt.

Nach Auswertung und je nach klinischer Bedeutung der Symptomatik sollte dann eine gezielte psychotherapeutisch-psychiatrische Mitbehandlung und kognitive Verhaltenstherapie angeboten werden. Je nach Schweregrad dieser zusätzlichen psychischen Symptomatik kann auch eine umgehende stationäre Einweisung in eine dafür spezialisierte Tinnitusklinik für den Betroffenen sehr sinnvoll, hilfreich und erlösend sein. Alle diese psychotherapeutischen Massnahmen können aber die TRT nicht ersetzen, bei der es sich im Gegensatz zur Psychotherapie um eine medizinische gegen das Tinnitussignal selbst und seine Folgeerscheinungen gerichtete Behandlung handelt.

Zusammenfassend darf gesagt werden, dass die TRT selbst zwar keine psychotherapeutische Therapie darstellt, aber doch in zahlreichen Fällen durch zusätzliche psychotherapeutische Behandlungsmassnahmen sinnvoll ergänzt werden kann. Daher stellt das integrative interdisziplinäre synergistische Zusammenwirken von HNO-Arzt, Hörgeräteakustiker und Psychotherapeut unterstützt durch Selbsthilfegruppen (in Deutschland der Deutschen Tinnitus Liga) den besten organisatorischen Rahmen für eine erfolgreiche Durchführung der Tinnitus-Retraining-Therapie dar.