Die Tinnitus-Retraining-Therapie

Die Tinnitus-Retraining-Therapie wurde vor 25 Jahren von Jastreboff und Hazell entwickelt. Sie basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, die Jastreboff und Mitarbeiter im Rahmen ihrer Untersuchungen an Tieren gewonnen hatten, welche auf „Stille“ konditioniert worden waren. Genauere Messungen der Aktivitäten einzelner Nervenzellen auf verschiedenen Stationen der zentralen Hörbahn zeigte, dass eine salvenartige rhythmische Entladungscharakteristik dieser auditorischen Neurone mit dem Tinnitusspezifischen Verhalten der Versuchstiere korreliert war. Eine Erhöhung oder Verminderung der Spontanaktivität dieser Neurone jedoch war lediglich für einen Hörverlust dieser Tiere charakteristisch.

Patienten mit einem Tinnitusleiden wurden zu der damaligen Zeit vorzugsweise mit Maskiertechniken behandelt, was bedeutete, dass der Tinnitus mit lautem Rauschen übertönt werden sollte. Diese Technik – streng und korrekt angewendet – erwies sich aber als weitestgehend wirkungslos. Erst die Entdeckung, dass eine unvollkommene und nachlässig angewendete Maskierung mit leiseren Geräuschen bei der Bekämpfung des Tinnitus viel erfolgreicher war, führte zur Entwicklung der Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT). Hierbei werden nämlich nur leisere, subjektiv angenehmere Geräusche verwendet, die den Tinnitus nicht vollständig verdecken sollen, sondern ihn für den Betroffenen als noch hörbar belassen.

Sowohl diese wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dem Labor als auch die klinisch signifikanten Beobachtungen an Tinnitus-Patienten führten Jastreboff zu der Entwicklung eines neurophysiologischen Modells, mit dem sich die meisten der bis dahin beobachteten – aber unverstandenen – Phänomene im Zusammenhang mit Tinnitus erklären ließen. So können insbesondere auch die Phänomene Hyperakusis und Misophonie zwanglos im Rahmen dieses Modelles erklärt werden. Seitdem wird unter Zugrundelegung dieses neurophysiologischen Modells die Tinnitus-Retraining-Therapei mit großem Erfolg in mehr als 33 Ländern angewandt, in Deutschland vielfach modifiziert als TRT-Adano. Diese Abwandlung der originalen TRT zur TRT-Adano wurde damit begründet, dass wegen der bei Tinnitus häufigen psychischen Begleitstörungen auf eine psychosomatische Zusatztherapie, speziell die kognitive Verhaltenstherapie, nicht vezichtet werden könne.